OK, ich habe mich gesträubt vor dieser (letzten) Runde BOOKOPOLY II – wieder einmal – aber diesmal konnte ich mit Irvin einen Deal aushandeln, den ich heute einlösen werde. *gg
»Du hast alle anderen Felder gespielt, also bleibt dir nur noch die Jugendstraße. Da du die so doof findest, darfst du sie für ein Referat über Schreibprogramme ersetzen.^^«
Ich habe meinen ersten Roman sehr oldschool auf einer elektronischen Schreibmaschine getippt. Eine Casio war das, im Jahr 1993. Fünf Jahre später bin ich zu meinem ersten PC gekommen (ja tatsächlich so spät – ich habe lieber draußen an der frischen Luft meinen Unfug getrieben ;P) und habe bis 2000 an einem Roman geschrieben, der es wohl nie in die Publikation schaffen wird. Ich habe diesen damals noch über Open Office geschrieben – der Open Source Alternative zu MS Word.
An dieser Stelle muss ich gestehen, dass ich in manchen Dingen, gerade was das Schreiben betrifft, sehr zwanghaft sein kann und man sagt mir ja leider auch einen grässlichen Fanatismus zum Perfektionismus nach. Ein ganz bestimmter Print aus dem Jahr 1999 ist damals daher zu meiner Lieblingslektüre geworden: ›Das neue Wörterbuch der Synonyme‹ – OMG, wie sehr ich dieses Buch geliebt habe! Aber der Reihe nach.

Da ich nach der Bruchlandung des zweiten Romans nie vorhatte noch einmal ein Buch zu schreiben, hatte ich auch keine Ahnung, dass es Programme gibt, welche für einen Autoren zweifellos recht hilfreich sein können. Mein publiziertes Debüt habe ich deshalb noch mit Open Office begonnen und später auf Bitten meines Verlegers in MS Word weitergeschrieben.
Das trifft auch für meine Kurzgeschichten und für die Story in der 2018 erschienenen Anthologie ›24Days of Queer@venthologie‹ zu. Erst mit dem zweiten Band meiner Dilogie bin ich auf das Schreibprogramm Papyrus aufmerksam geworden, welches mich in erster Linie deswegen so angefixt hat, weil es meinen Zwang, Wortwiederholungen zu vermeiden, vortrefflich erfüllt. Denn ganz ehrlich? Ich flippe aus, wenn sie mir im Druck unterkommen und ich habe sie nicht bemerkt. Mit ein Grund, weswegen DstG so dringend überarbeitet werden muss, da ich damals zwar inzwischen Woxikon benutzt habe, aber nichts hat mir im laufenden Text angezeigt, wenn ich dieselben Worte und Bezeichnungen kurz hintereinander angewandt habe. Heißt also, ich hatte die Synonyme zwar zur Verfügung, mir fehlte aber die Weitsicht, um sie zu verwenden. Das ist bei Papyrus nun anders. Ich habe die Funktion auf die empfindlichste Stufe eingestellt und das Programm jault da auf, wo es soll. ^^
Tatsächlich bietet es aber noch mehr Funktionen. Ich kann einen Zeitstrahl für die Chronologie anlegen, um mich nicht zu verzetteln; ich kann Datenblätter meiner Charaktere anlegen und sie via Klick auf den Namen im Text aufrufen; ich kann mir Schreibziele setzen; den Lesefluss meiner Texte überprüfen; ich kann das gesamte Schreibprojekt durchstrukturieren und vieles mehr. Nutze ich es? Nope. *gg
Ich bin zu ungeduldig, um mich damit zu befassen. Das alles dauert mir viel zu lange, nur eigentlich stelle ich mir damit selbst ein Bein, weil ich nach der Vita meiner Protagonisten immer wieder suchen muss – oder ich nachschauen muss, wie sich nochmal Ereignisse in meinen Büchern zugetragen haben. Auch das kostet mich Zeit, die ich eigentlich nicht übrig habe.
Für ›The K-Project‹ habe ich daher mit den Figurenboards ein wenig gespielt – eine an für sich gute Funktion, welche ich vielleicht doch nutzen werde.
Was ich hingegen niemals anwenden werde, ist die Prüfung der Lesbarkeit. Ich weiß, dass Papyrus schreiend Suizid begehen würde, wenn ich ihm auftrage, meine Texte daraufhin zu analysieren – und das will ich ja nicht *lol. Ich nutze viel und gerne Adjektive. Ich liebe Schachtelsätze. Leicht zu lesen sind meine Texte daher nicht. Das weiß ich – aber ich will es nicht ändern. Sehr bewusst habe ich mich dagegen entschieden. Es ist eben mein Stil. Wer ihn nicht mag oder wem das zu viele Worte sind, zu verschachtelt und daher zu kompliziert ist, der muss andere Romane lesen. I’m sry.
Übrigens gibt doch es eine Wortwiederholung, die ich auf keinen Fall aufheben werde: die Namen meiner Protagonisten. Ich finde es unerträglich zu lesen, wenn in einem kläglichen Versuch, nicht immer die Namen zu schreiben, plötzlich der Beruf als Bezeichnung genannt wird. Oder die Haarfarbe. Wenn quasi aus: »Joe riet Mortimer ruhig zu bleiben.« wird: »Der Zahnarzt riet dem Blonden ruhiger zu bleiben.« WTF?! Welch Unsitte ist das? DAS ist die wahre Störung des Leseflusses für mich. Ich ertappe mich nämlich dabei, wie ich stutze und mich frage: »Who the fuck ist denn das jetzt?« Ein Makel im Ausdruck.
Hier ist meines Erachtens das Feingefühl des Autoren gefragt, die Sätze so zu gestalten, dass es den/die Leser*in nicht nervt, wenn in einem Text ausschließlich die Pronomen oder die Namen der Protagonisten benutzt werden. Alles andere ist in meinen Augen Flickschusterei.
So guys, ladies & nb’s … Das war BOOKOPOLY II. Demnächst gibt’s eine neue (dritte) Runde mit gänzlich neuen Aufgaben und Herausforderungen. Jede Woche könnt Ihr daher einen weiteren Post auf meiner Autorenseite auf Facebook unter dem Hashtag #bookopoly finden – oder eben hier auf der Website. ^^
Euer Jay xxx