
NEWS | 2025-01-11
»Poste eine Stelle aus einem deiner Bücher, zu der du einen bestimmten Song gehört hast oder die von einem Song handelt. Wahlweise kannst du eine Stelle auswählen, die du am liebsten vertont haben möchtest, als Hörbuch oder mit Musikunterlegung. Oder vielleicht hast du ja sogar ein Zitat aus einem Hörbuch parat.«
Musik. Wenn sie eine Rolle beim Entstehen meiner Geschichten spielt, dann eine große. Musik beeinflusst unfassbar stark meinen Schreibstil, daher muss ich sie sehr gut auswählen, wenn ich mich entscheide, sie während des Schreibprozesses zu hören.
DstG ist zwischen 2015-2017 entstanden; in der Danksagung hinten im Buch habe ich eine Reihe von Bands aufgelistet, welche mich beim Schreiben inspiriert haben. Eigentlich ist es aber so, dass ich am liebsten Stücke höre, welche keinen Gesang haben, üblicherweise Klavier und eigentlich immer tragend und schwer. Dass diese Art von Musik mir sehr hilft, mich in Szenen zu beamen, als ob ich eine Astralreise unternehme, habe ich schon in den 90ern festgestellt. Weil es Streamingdienste damals noch nicht gab, habe ich unzählige DVDs mit Filmmusik im Regal stehen.
Heute höre ich gerne Stücke der Komponisten Ólafur Arnalds, Federico Albanese, Woodsman, Max Richter und die älteren Sachen von Mattia Cupelli. Letzterer hat bei der Entstehung von ›Die Scherben seiner Seele‹ eine große Rolle gespielt. Leider hat er inzwischen alle Stücke, wie ich sie gekannt habe, aus Spotify entfernt und neuere, moderne Versionen hochgeladen, die mir absolut nicht gefallen. Doch einige habe ich damals auf Amazon erworben; sie sind mein; was mir viel bedeutet – eben weil sie so wichtig beim Entstehungsprozess waren. Ganze Kapitel sind bei ganz bestimmten Stücken entstanden.
Die letzten Kapitel jedoch sind mit den Musikstücken eines Mannes entstanden, der leider 2018 an den Folgen einer Kokain Überdosis verstorben ist: Jóhann Jóhannsson. Er war ein grandioser Komponist. Der OMPS von ›Prisoners‹ ist alleine schon ein Meisterwerk für sich. Wie der Film gehen die Töne tief unter die Haut. Sie sind ergreifend, einnehmend und berührend. Der OMPS von ›Sicario‹ hingegen ist treibend, gewaltvoll und grausam. Für mich gilt daher: Habe ich heftige Szenen zu schreiben, höre ich Jóhannsson.
Mit dieser Musik habe ich die letzten Kapitel von DSsS geschrieben. Da ich mehrere Monate daran gearbeitet habe und ich nichts anderes mehr gehört habe, war dies – verbunden mit meiner damaligen nicht sehr guten psychischen Verfassung – ein Ritt durch die Hölle. Rückblickend hat er sich gelohnt. Definitiv. Ich bereue nichts.
Derartige Musik – Filmmusik, freie klassische Kompositionen – nehmen mich ganz gefangen. Das kann teils auch gefährlich für mich sein, für meine Psyche – aber hey, wenn es das ist, weiß ich, dass ich sehr guten Stoff liefere.
Allerdings höre ich nicht grundsätzlich Musik. Ich schreibe auch oft in vollkommener Stille. Vollkommen ist sie dann ganz und gar, weil sie für mich ›vollkommen‹ ist. Sie ist willkommen, nicht störend. In Stille schreibe ich häufig die Brücken zwischen den wichtigen Szenen. Ich habe mich auch schon dabei erwischt, wie ich im Garten mit Laptop saß und mir meine Kopfhörer aufgesetzt habe, da ich eigentlich Musik hören wollte – es aber einfach vergessen habe. Die Stille ›war‹ dann meine Musik, da ich nicht mal gemerkt habe, dass ich gar nichts höre, so sehr bin ich in sie eingetaucht.
Ich hoffe Irvin L. Kendall gibt mir dennoch Punkte, wenn ich mich dafür entscheide, keine Stelle mehr aus DSsS zu posten. Ich will einfach nicht Szene für Szene im Netz haben. Und leider habe ich zwar viel geschrieben – aber eben alles in zwei Bücher gepackt …
Und von Hörbüchern kann ich bei den Zeichen- und Seitenzahlen nur träumen. Und ja – das tue ich. Gerne.
Jede Woche gibt’s einen weiteren Post auf meiner Autorenseite auf Facebook unter dem Hashtag #bookopoly. Dort könnt Ihr auch die Beiträge der anderen Autor:innen entdecken. ^^
Euer Jay xxx