NEWS | 2022-11-06
Erstmalig werde ich mich heute dem #Autor_innensonntag zum Thema ›Emotionen schreiben‹ widmen, da mir dieses Thema doch überaus wichtig ist. Meiner Meinung nach ist ein Roman tot, wenn es dem/der Autor*in nicht gelingt, authentisch Gefühle zu transportieren. Ich will durchleben, was der Protagonist durchmacht. In allen Einzelheiten. Und so ergeht es mir auch beim Schreiben.
Hier spontan ein Auszug einer Szene, die den kalten Entzug meines Hauptprotagonisten aus DstG Bd. 1 behandelt, da ich ja gerade daran arbeite. Die nackte Todesangst und den Verlust seiner Würde auf Papier zu bannen, war damals wie heute eine besondere Herausforderung.
»Bitte«, flüsterte er krächzend und schillernde Euphorie erfüllte ihn bei der plötzlichen Vorstellung, seine Qualen jetzt beenden zu können. »Gib es mir zurück.« Hastig leckte er sich die Lippen. »Nur gegen die Schmerzen«, fügte er unsicher hinzu, als er trotz des anhaltenden Flimmerns vor seinen Augen bemerkte, dass Nathanyel sich nicht rührte.
›Das dauert zu lang. Warum reagiert der Idiot denn nicht?‹
»Hast du es etwa nicht mehr?« Erregt richtete er seinen Oberkörper auf. »Es gehört mir! Er hat es mir geschenkt!«
Immer noch keine Reaktion.
»Was glotzt du so dämlich?«, fauchte er bissig. »Dann hau doch ab! Verpiss dich und lass mich alleine, du scheißkranker Psycho!«
Nathanyel schürzte die Lippen, verließ das Zimmer und zog die Tür hinter sich ins Schloss.
»Nein, komm zurück! Ich habe es nicht so gemeint!« Tränen schossen Riley in die Augen. »Ich brauche doch nur ein wenig«, flüsterte er matt. »Es tut so verdammt weh. Einen halben Druck. Bitte …« Aber nichts geschah. Nathanyel kehrte nicht zurück. Mit flatternden Lidern starrte Riley eine Weile die verschlossene Tür an, bis der blanke Zorn aus ihm herausbrach. »Es gehört mir, du Wichser!«, brüllte er, ergriff den abgebrochenen Boden eines Zahnputzglases und warf ihn gegen die Tür, wo er in Scherben zerschellte. »Pritchard!« Seine Stimme überschlug sich. »Ich brauche auch nicht viel … nur ein bisschen … ein halber Druck würde doch schon genügen.« Er schluchzte auf. »Oder gib mir was von deinen beschissenen Tabletten ab.«
›Es ist in seinem Zimmer, Buchanan. Und er will es für sich haben.‹
»Nein … es ist meins … es ist meins.«
›Warren hat es mir gegeben. Nicht ihm.‹
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© J.V.R | Der steinerne Garten Bd. 1 | überarbeitete Edition
Bild: © Chris Barbalis