24 DAYS OF QUEER@VENTHOLOGIE
- Klappentext
22 Autoren haben sich zusammengeschlossen, um eine queere Anthologie der besonderen Art herauszubringen.
Ganz im Sinne von ›beschenkt werden und beschenken‹ ist dieses Projekt ins Leben gerufen worden. Mit viel Eifer und Elan haben wir alle unser Bestes gegeben und vielfältige, bunte Kurzgeschichten geschrieben. Zudem haben wir das Buch mit einigen persönlichen Elementen wie Steckbriefen, Interviews und Rezepten gefüllt.
Der Erlös dieses Werkes wird vollständig an eine gemeinnützige LGBTQ* Organisation gespendet:
All Out ist eine globale Bewegung für Liebe und Gleichstellung. Sie mobilisieren Tausende Menschen, für eine Welt einzutreten, in der niemand Familie, Freiheit, Sicherheit oder Würde opfern muss, um sie/er selbst zu sein und die Person ihrer Wahl zu lieben.
Queere Anthologie, entstanden aus einer vorweihnachtlichen Facebook-Aktion, mit Beiträgen und winterlichen Geschichten von:
Neschka Angel, Jay Bélier, Moritz Berg, Lena M. Brand, Chrissy Burg, Màili Cavanagh, Barbara Corsten, Ashan Delon, Marcel Duval, Kaiden Emerald, Svea Lundberg, Jobst Mahrenholz, Elian Mayes, Kay Monroe, Gabriele Oscuro, Lex Aron Rees, Jayden V. Reeves, Chris P. Rolls, Tristan Thomas, Marc Weiherhof, B.D. Winter & Maya Winter.
Jugendschutzhinweis: In diesem Buch werden explizite Inhalte von fiktiven erotischen Phantasien geschildert. Der Inhalt dieses Buches ist für Personen unter 18 Jahren nicht geeignet.
INFOBOX
Erhältlich als Paperback
- ISBN-10: 1791947689
- ISBN-13: 978-1791947682
- Amazon
Erhältlich als
Signierter Print
Erhältlich als E-Book
- Leseprobe
Inhalt:
Seit vier Jahren lebt der Autor Joey Thatcher mit seinem Freund, dem Kinderarzt Frank Bowers, den Traum einer offenen Beziehung. Beide sind sich einig, das perfekte Beziehungsmodell gefunden zu haben, welches auf dem Fundament klarer Regeln und grenzenlosem Vertrauen zueinander reibungslos funktioniert.
Bis eines Tages Damian Bates auftaucht und Regelbrüche plötzlich sehr verführerisch erscheinen.
[Gay | Polyamorie]
Der gemeinsame Abend wurde wider Erwarten gut. Joey stellte fest, dass er Jess mochte. Sie schien eine Frohnatur zu sein und wirkte in allen Belangen recht unkompliziert. Vielleicht war tatsächlich eine Freundschaft möglich, wenn er es schaffte, seinen stetig größer werdenden Hunger auf ihren Mann endlich in den Griff zu bekommen. Immer noch verstand er nicht, warum Damian überhaupt diese starken Gefühle in ihm auslöste. Schließlich waren sie einander kaum begegnet. War es wirklich nur dem Umstand geschuldet, dass Damian sich außerhalb seiner Reichweite befand? Er musste zugeben, dass er so etwas von sich selbst nicht kannte.
Nach dem Essen begleitete er Damian auf eine Zigarette nach draußen. Für gewöhnlich rauchte er nicht, er tat es nur ab und zu, nachdem er Frank zuliebe vor drei Jahren aufgehört hatte. Als er seinen Freund daher eher scherzhaft um Erlaubnis bat, war die Zweideutigkeit seiner Frage deutlich spürbar.
»Verbrenn dich nicht«, hatte Frank ihm geantwortet und gelächelt, doch seine Augen waren ernst geblieben.
»Mist«, fluchte Damian.
»Was ist?«
»Mein Feuerzeug hat den Geist aufgegeben.« Damian verzog das Gesicht.
»Gib mir die Kippen.« Ohne nachzufragen reichte sie Damian ihm. Joey ging ins Wohnzimmer zurück, griff sich einen der Kerzenhalter vom bereits halb abgedeckten Tisch und entzündete beide Zigaretten an der Flamme. Eine intime Geste, die Joey sehr gefiel, deren intensive Wirkung ihn jedoch auch gleichermaßen verwirrte. Prüfend wandte er den Kopf in Richtung Küche, aus der er die Stimmen von Frank und Jess vernahm. Von Biscuit war keine Spur zu sehen. Der Wasserkocher rauschte laut und Joey hielt für einen Moment inne, schloss die Augen und ließ die Zungenspitze sachte über den Filter von Damians Zigarette gleiten. Ein mittlerweile gar nicht mehr so unbekanntes Bild schob sich in seine Gedanken, dominant und jegliche Vernunft vertreibend, wie er Damians Brustwarze neckte, leckte und ansaugte, bis sie sich hart und fordernd zwischen seine Zähne drängte. Und wie er…
»Hey, willst du beide rauchen?«
Joey fuhr herum. »Nein, natürlich nicht.« Hatte Damian ihn beobachtet? Peinlich berührt reichte er ihm die brennende Kippe.
»Danke.« Damian lächelte und nahm einen Zug, nicht ohne die Augen von ihm abzuwenden. Er trat zwei Schritte zurück und Joey folgte ihm auf die Terrasse, unsicher und seltsam befangen. Dieser Blick.
Noch teilweise in dem erregenden und so real wirkenden Bild seiner Phantasie gefangen, schob er die Glastür hinter ihnen zu und schnitt der Hintergrundmusik den Ton ab.
Damian fegte mit der Hand ein paar vertrocknete Blätter von einem der Gartenstühle und setzte sich. Nach kurzem Zögern tat Joey es ihm gleich. Hin und wieder wehte ein kühler Windzug über ihre Köpfe hinweg, während sie schweigend vor sich hin rauchten. Der Eroberungszug des Winters schritt unerbittlich voran.
Joey biss sich auf die Unterlippe. Schien die Stimmung plötzlich angespannt oder bildete er sich dies nur ein?
»Und du bist also Autor?«, zerriss Damians Stimme endlich die Stille.
Joey sah zu ihm hinüber. Zu seinem Bedauern konnte er Damians Gesicht im Halbdunkel kaum erkennen. »Ja«, antwortete er knapp.
»Und was schreibst du so?«
»Horror.«
Damian lachte. Ein schöner Klang und keinesfalls spöttisch. »Ich mag künstlerische Berufe. Ich unterrichte Musik.«
»Tatsächlich?« Verblüfft runzelte Joey die Stirn. »Welche Instrumente spielst du denn?«
Damian nahm einen letzten Zug und zerdrückte die Zigarette sorgfältig auf den Steinfliesen. »Am liebsten Cello«, erwiderte er und richtete sich wieder auf, den trockenen Stummel nun zwischen den Fingerspitzen drehend. »Aber ich spiele auch noch andere Streichinstrumente. Violine zum Beispiel.«
Joey nickte anerkennend. Er hatte nicht damit gerechnet, dass ihr Nachbar sich als Liebhaber klassischer Musik entpuppen würde. Aber er mochte die Vorstellung eines Cello spielenden Damians.
»Und verdienst du gut mit dem Schreiben?«
Etwas verlegen zuckte Joey die Schultern. »Wenn ich das Skript endlich mal abgeben würde, schon.«
»Hast du eine Schreibblockade?«
»Könnte man so sagen, ja.«
»Vielleicht hilft es dir, wenn du dich eine Weile ablenkst?«
»Was meinst du damit?«
Es schien, als würde Damian sich ein wenig genieren. »Ich würde Jess gerne eine Heimsauna zu Weihnachten schenken«, erklärte er. »Ich baue sie selbst, aber ich komme nur schleppend voran.« Nachdenklich legte er den Kopf schief und musterte Joeys verheiltes Bein. »Du könntest mir helfen. Sofern es dir gesundheitlich möglich ist.«
»Nun das … « Joeys Augen wurden groß. Doch auch wenn er alle Mühe aufbrachte, sich nichts anmerken zu lassen, putschte ihn die Vorstellung Zeit mit Damian zu verbringen, ungemein. »Das wird sicherlich kein Problem sein.«
Damian strahlte ihn an. »Cool, also abgemacht?«
»Abgemacht.« Joey erschauerte, als er Damians ausgestreckte Hand ergriff. Seine Haut war warm, ein wenig rau. Der Moment war gekommen. Er durfte ihn berühren. Jetzt. Ganz unverhofft. […]
© Jayden V. Reeves
Content-Notes: detaillierte Sex-Szenen; Polyamorie; Suizid; Tod; Soft-BDSM; Fremdgehen; Selbstverletzendes Verhalten; Transfeindlichkeit; Flüchtlingsproblematik.
- Vorwort
Dieses Buch ist all jenen gewidmet,
die allein aufgrund ihrer sexuellen Identität
oder Orientierung diskriminiert, beleidigt, verfolgt,
vertrieben, geschlagen, gefoltert
und/oder ermordet wurden.
LGBTQ* ist
ungefährlich
nicht ansteckend
&
menschlich.
Wenn man auch nur einmal im Leben aufgrund seines Aussehens, seiner Herkunft, seiner Hautfarbe, seines Alters, seines (vielleicht auch nicht definierbaren) Geschlechts, seiner Sexualität und/oder seiner sexuellen Orientierung diskriminiert wurde, weil es für andere Menschen ein gesellschaftlich nicht zu akzeptierender Makel ist, dann weiß man, wie sehr eine einzige bloße Äußerung verletzen kann. Körperliche Wunden heilen irgendwann, aber eine seelische Verletzung geht oftmals so tief, dass man ein Leben lang davon zehrt. Man kann lernen mit ihr zu leben, vergessen wird man sie nie. Seelen vernarben durchaus. Jedoch das Urvertrauen ist zerstört. Und es spielt keine Rolle, ob mal mehr, mal weniger.
Bald schreiben wir das Jahr 2019. Doch immer noch werden überall auf der Welt Menschen seelische Wunden aufgrund ihrer sexuellen Orientierung und Identität zugefügt. Die Homophobie und der Hass sind allgegenwärtig. Sie haben kein Gesicht, kein Geschlecht, keine ethnische Herkunft und kein Alter. Schwimmen sie vor allem in den afrikanischen und asiatischen Ländern ganz oben mit, sind sie auch in den westlichen Ländern immer wieder sichtbar. Doch während LGBTQ* Angehörige zumindest hierzulande nicht aus Staatssicht um ihre Freiheit oder ihr Leben fürchten müssen, werden sie in anderen Ländern verfolgt, verjagt, gefoltert, eingesperrt, zu Zwangsarbeit verurteilt oder gar ermordet. Nur weil das, was sie von Geburt an sind, nicht in das Bild der Gesellschaft passt. Oft wird dieses Handeln durch religiösen Glauben gerechtfertigt, doch die Probleme sind ›menschengemacht‹, denn eigentlich existieren sie nicht. Sie sind die grauenhafte Ausgeburt hassender und vernichtender Intoleranz, die ganze Leben, Familien und für viele dauerhaft den Glauben an das Gute zerstört.
Als ich im Frühling 2018 erstmals Ideen für ein Adventsprojekt auf Facebook gesponnen habe, hatte ich zunächst einmal den Gedanken, den Autoren des queer-literarischen Genres einen wunderbaren Tag zu schenken, den diese im weitesten Sinne ganz nach ihrem Belieben gestalten konnten. Vor allem aber sollten Geschichten geschrieben werden. Geschichten, welche zeigen, dass Queer nicht anormal, beängstigend oder gar abstoßend ist, sondern dass es ein Teil unserer Gesellschaft ist, den es zu akzeptieren und zu integrieren gilt.
Ebenso ging es auch darum, eine künstlerische Herausforderung zu meistern. Zehn vorbestimmte gleiche Begriffe sollten in jeder Geschichte ihre ganz eigene Art der Verwendung finden. Und dies hat funktioniert, auch wenn manch spezifisches Wort einige der Autoren bisweilen an den Rand der Verzweiflung getrieben hat. Doch wir alle lieben das Schreiben. Die Bewältigung dieser Aufgabe war daher in jedem Fall ein unterhaltsamer Spaß und es war überaus interessant zu beobachten, wie unterschiedlich jeder von uns die Begriffe in seiner Geschichte eingewoben hat. Vielleicht fällt Dir beim Lesen auf, welche Worte jeder von uns eingebaut hat. Die Auflösung dazu findest Du am Ende des Buches.
Inzwischen zu dritt, trieb uns die Motivation und steigende Begeisterung für dieses Projekt rasch so weit, dass der Gedanke an eine Publikation unserer Geschichten gefasst wurde. Eine Anthologie sollte es werden. Eine Kurzgeschichtensammlung von Autoren, welche selbst Vertreter der sexuellen Vielfalt von Identität und Orientierung sind und somit auf wunderbare Art deutlich machen, dass die Berührung mit dieser Thematik nicht verabscheuungswürdig ist. Der Erlös unserer Anthologie sollte einer gemeinnützigen Organisation zu Gute kommen, welche sich global für die Rechte von LGBTQ* einsetzt. Wir haben uns dazu entschlossen, ALL OUT zu unterstützen. Mit dem Kauf dieses Buches hast Du Dich dafür entschieden, Teil dieses Spendenprojekts zu werden und damit einen wichtigen Beitrag für die Arbeit von ALL OUT zu leisten.
Im Namen von uns allen danke ich Dir dafür und wünsche Dir nun gute Unterhaltung mit unserer Anthologie und all den Beiträgen, die 22 Autoren für die Erfüllung dieses guten Zwecks geschrieben haben.
Jayden V. Reeves